Sehnsucht nach Thrineli

  1. Einsam sitz‘ ich hier und traurig
    In dem stillen Kämmerlein,
    Es erreicht die kalen Wände
    Kaum der düstren Lampe Schein;
    Alles ruht‘, nur von mir Einen
    Hat der Schlaf sich abgewandt;
    Denn mir Herz ist in der Fremde
    In dem freien Schwizerland.

  2. Dort, wo himmelhohe Berge,
    Die der ew‘ge Schnee bedeckt,
    Rings ein tiefes Thal umschließen,
    Liegt ein Dörflein wohl versteckt.
    Ach! es zählt nur wenig Hütten,
    Eine ist mir wolbekannt,
    Könnt‘ in ihr ich ewig wohnen
    In dem freien Schwizerland!

  3. Zwar mit Stroh ist sie gedecket,
    Hölzern sind die Wände nur,
    Durch die blinden Fensterscheiben
    sieht man kaum die Wiesenflur.
    Doch in Inn’ren birgt die Hütte
    Mehr als Gold und Diamant;
    Thrinli ist es, die ich liebte
    In dem freien Schwizerland.

  4. Ach, wohl liegt sie jetzt im Arme
    Süßen Schlummers, froh gewiegt,
    Manches Traumbild ihr wohl lächelnd
    An dem Geist vorüberfliegt.
    Träumt sie auch von jenem Abend
    Der uns nur zu schnell entschwand,
    Wo wir traulich scherzend fosten
    In dem freien Schwizerland?

  5. Ach veronnen sind die Stunden,
    Nimmer kehren sie zurück,
    Könnt‘ ich einmal nur noch schauen
    Ihres Auges sanften Blick.
    Einmal sie zum Tanze führen
    An der zarten kleinen Hand,
    Könnt‘ ich Thrinli wieder sehen
    In dem freien Schwizerland.

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