- Jetzt schwand der letzte Sonnenstrahl
Vom hohen Bergesrand,
Da ritt ich in ein Dörfchen ein
Im schönen Schwizerland. - Und vor dem Dörfchen auf der Au
Da stand wol Zelt an Zelt,
Von manches wackren Schützen Schuss
im Thal es wiedergällt. - Ein lustig Treiben rings umher,
Es jauchzte Jung und Alt,
Und da auch ich gern fröhlich bin,
So macht‘ ich freudig Halt. - Gott grüß‘ euch, rief ich ihnen zu,
Bei euch geht’s munter her;
Ist wohl für einen Fremden noch
Ein kleines Plätzchen leer? - Willkommen! schallt’s aus jedem Mund;
Das Schießen ist zwar aus,
Doch kommt Ihr, Herr, noch grade recht,
Zu unsrem Schützenschmaus. - Und mit Musik und mit Gesang
Ging’s jetzt in‘s Dorf hinein,
Und fröhlich kehrt die ganze Schar
beim Mohrenwirte ein. - Dort drinnen in dem großen Sal,
Die Tafel steht gedeckt.
O wie bei heitren Menschen doch
Das Mal so trefflich schmeckt! - Es kreiste in dem rund herum
Ein silberner Bokal,
Er war des besten Schützen Preiss
Im ganzen Wiggerthal. - Ein Jeder trank mit einem Spruch
Vom edlen Rebensaft,
Ich leert‘ ihn aus und bracht‘ ein hoch
Der Eidgenossenschaft. - Horch! drüben her vom andren Sal
Der Reigen tönt hervor;
Der Klang der ländlichen Schalmei
Schlug freudig an mein Ohr. - Wer steht im Sammetmieder dort
Und dunkelfarbnen Kleid?
O folg sum muntren Tanze mir,
Du holde Schwizermaid. - Wo knapp am Rock das Mieder schließt.
Umschlang sie jetzt mein Arm,
Wie klopft ihr Herz, wie floss in mir
Das Blut so rasch und warm! - Und auf und nieder drehn wir uns
Im Takte der Musik,
Und in die Augen schaut sie mir
Mit seelenvollem Blick. - Wie heißt du denn, mein schönes Kind?
Man nennt mich Thrineli;
Doch mit Verlaub, sprach sie darauf,
mein Herr, wie heißen sie? - Was liegt an meinen Namen dir?
Mein väterliches Haus
Ist viele Meilen weit entfernt
Im fremden Lande draus. - So sprachen wir noch lange Zeit
Gar traulich Hand in Hand;
O könnt ich ewig bei dir sein
Im schönen Schwizerland. - Doch horch! da ruft mit hellem Ton
Im Hof der neid‘sche Hahn
Schon färbt sich’s rot im Osten dort,
Der Morgen bricht heran. - Leb wohl, mein Kind, gedenke mein.
Dich halte ich lieb und wert;
Leb wohl! schon scharrt vor Ungeduld
Im Hofe draus mein Pferd. - So saß ich auf; Sie winkt mir nach;
Hoch stand die Sonne schon;
Die Thräne wischt‘ ich aus dem Aug‘
und ritt betrübt davon.
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