Am Morgen verlasse ich Mailand, um so schnell wie möglich in die Kühle auf der Nordseite der Alpen zurückzukehren. Ich fahre mit dem Zug nach Zürich, wo es inzwischen unaufhaltsam zu regnen begonnen hat. Wieder teste ich die Qualität meiner Regenbekleidung und fahre dann, wenn die Sonne scheint, an den Seen im Osten der Stadt entlang. Der Weg durch die Täler führt mich zuerst nach Liechtenstein und dann nach Lindau am Bodensee.
Diese zweitägige Reise fühlt sich wie ein notwendiger Weg zur Rückkehr an, weil einerseits keine historische Verbindung zwischen dieser Gegend und Hermanns Reisegeschichte besteht und andererseits weil ich die Landschaft mit Bergen und Seen so empfinde, wie zu Beginn meine Reise, ist schon genug gesehen. In Lindau angekommen nehme ich mir einen extra Ruhetag, um die Website in Ordnung zu bringen und mich auf den Schlussakkord meiner Reise vorzubereiten; die Begegnung mit Hermanns Nachlass in Darmstadt.

Einige Monate vor meiner Reise erhielt ich vom Staatsarchiv in Darmstadt die Erlaubnis, zusammen mit dem einzigen bekannten Exemplar von Hermanns Büchlein von 1854 und Hermanns Originalfoto von 1860 fotografiert zu werden.
Als ich im Staatsarchiv ankomme, erwartet mich ein Fotograf und eine Dame, die, wie sich herausstellt, die Journalistin der Lokalzeitung ist. Nach dem Betreten des Archivs gehen wir in den Lesesaal, wo Hermanns Archivalien bereits vorhanden sind.
Zu meiner großen Freude kann ich die Stücke, die Hermann selbst einmal berührt haben muss, vorsichtig mit den Fingerspitzen halten, woraufhin Fotos gemacht werden, die den Zeitungsartikel über meine Reise untermauern.

Foto: Werner Neidhardt (HFV)
Nach dem Fotoshooting werde ich ausführlich von der Journalistin interviewt, die neben den inhaltlichen Fragen zu meiner Reise und Familiengeschichte auch wissen möchte, was mich dazu bewogen hat, überhaupt mit meiner Familienforschung und der Reise in Hermanns Fußstapfen zu beginnen. Nach einer halben Stunde weiß Sie genug und muss ich auf die Veröffentlichung des Zeitungsartikels warten. Ich verabschiede mich dankbar und erkenne, dass dies das eigentliche Ende meiner Reise ist. Die 5 Monate intensive Vorbereitung auf meine Reise haben sich ausgezahlt, so dass ich kaum Rückschläge erlebt habe (ich ignoriere den ständigen Gegenwind). Eine Reise, die mich in 3 Wochen nicht nur entlang Hermanns Erinnerungen geführt hat, sondern auch mein Abenteuerbedürfnis mit unerwarteten Ereignissen befriedigt hat, die meinem Reiseverlauf Farbe verliehen haben und somit für mich eine Reise, die ich nie vergessen werde….
